PERU 2024

im Tocllaraju Highcamp

Anreise

Freitag 24.Mai 2025
Malte und ich fahren um 12 Uhr in Innsbruck los. In Vomp stößt Dominik dazu, und es geht weiter Richtung München. In der Nähe des Flughafens haben wir für den nächsten Monat einen Parkplatz reserviert. Unterwegs überlegen wir noch, wie wir unser Übergepäckproblem lösen können. Schlussendlich packen wir einfach alles, was zu viel ist, ins Skigepäck und hoffen auf Kulanz. Die Tasche ist jetzt massiv zu schwer und wird uns ein Glück trotzdem mit einem schmunzeln abgenommen. Wir haben jeder eine große Reisetasche, jeweils Handgepäck und zusammen einen großen Ski Bag mit den beiden Snowboards, meinen Ski, Boots, Seilen, Eisgeräten, Stöcken und weiterer Bergausrüstung. Mit 30 Minuten Verspätung fliegen wir schließlich nach Madrid. Dort müssen wir von einem Ende des Flughafens zum anderen spazieren, um unseren Anschlussflug zu erreichen. Unterwegs finden wir noch ein spärlich belegtes Baguette und leicht nach Chlor schmeckendes Wasser und stellen uns ans Ende der unglaublich lange Schlange für unseren Flug nach Lima. Die Stewardessen wirken leicht hektisch und treiben die Leute zum Einsteigen an, während bei der sporadischen Passkontrolle quasi nicht mehr hingeschaut wird. Dann endlich: Abflug nach Lima. Abgesehen von dem einen Essen verbringe ich fast die gesamten 12 Stunden des Fluges schlafend. Malte und Dominik schauen Filme. Malte spielt das Spiel 2048 durch und freut sich sichtlich.

Samstag 25. Mai
Wir landen mit sieben Stunden Zeitverschiebung gegen 4 Uhr morgens in Lima. Punkt 5 Uhr haben wir unser Gepäck abgeholt – alles ist angekommen. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Im Flughafengebäude wird bereits überall darauf hingewiesen, nicht in irgendein beliebiges Taxi zu steigen. Malte, der schon zweimal in Peru war, kennt sich aus, und wir suchen uns einen offiziellen Taxistand noch im Flughafengebäude. Dort buchen und bezahlen wir ein Taxi zum Busbahnhof Nord. Die 30-minütige Fahrt kostet 85 Soles, ca. 20 €. Wir bekommen unseren ersten Eindruck von Lima: Es herrscht eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Der Blick aus dem Taxi ist trostlos – heruntergekommene Viertel, aber viel Leben auf den Straßen. Streunende Hunde, dreirädrige Taxis, zerbeulte Autos, Busse und Lkws prägen das Stadtbild. Am Busbahnhof angekommen, ist noch alles recht verschlafen. Die meisten Busanbieter (vermutlich gibt es hier um die 100 verschiedene Verkaufsstellen dicht an dicht nebeneinander) haben noch geschlossen. Wir platzieren uns vor einem Anbieter, den wir zuvor ausgesucht haben und der uns um 7 Uhr nach Huaraz bringen sollte. Malte holt die erste Inka Cola – sein Leibgetränk, seit er vor einigen Jahren das erste Mal in Peru war. Wir teilen sie, und alle sind glücklich, vor allem Malte, der endlich wieder echte Inka Cola trinken darf. Nach einer Weile öffnet unser Ticketschalter, und wir erfahren, dass unser geplanter Bus leider ausfällt. Kein Problem, es gibt ja noch zahlreiche andere Anbieter. Ich mache es mir auf einer Bank bequem und halte unser Gepäck im Auge, während Dominik und Malte eine Runde drehen, um eine neue Verbindung nach Huaraz zu finden. Kurze Zeit später kommen sie schon mit guten Neuigkeiten zurück. Gemeinsam gehen wir zum Schalter und lösen Tickets für 70 Soles pro Person (ca. 17,50 €). Anfangs sind sie sich nicht sicher, ob sie all unser Gepäck mitnehmen können, aber schnell stellt sich heraus, dass es kein Problem ist. In Peru gibt man sein Gepäck beim Busfahren auf – genau wie beim Fliegen. Mit leichtem Rucksack bleibt uns noch eine halbe Stunde Zeit. Mittlerweile ziemlich hungrig, suchen wir etwas zu essen, es gibt abgepackte Schinken-Käse-Croissants, die wir hastig verschlingen. Dann sitzen wir auch schon im Bus Richtung Huaraz. Erneut bekommen wir einen Eindruck von Lima – diesmal bei Tageslicht. Obwohl wir bereits am nördlichen Stadtrand eingestiegen sind und Richtung Norden fahren, scheint die Stadt einfach nicht enden zu wollen. Jetzt herrscht noch viel mehr Leben. Die Straße, auf der wir unterwegs sind, ist asphaltiert, doch der Rest sind fast ausschließlich Schotterpisten. Ich sage zu den Jungs: „Der Balkan ist Himmel auf Erden im Vergleich zu dem hier.“ Überall liegt Müll, es sind viele Menschen unterwegs, es wird viel gehupt, und aus unserer Perspektive scheint es keinerlei Verkehrsregeln zu geben. Ich kann meinen Blick kaum vom Fenster abwenden. Wir fahren an der Küste entlang nach Norden und schlafen alle drei immer wieder ein. Der Bus hält gelegentlich an und nimmt weitere Passagiere auf. Hin und wieder steigen auch Händler und Händlerinnen ein, um Wasser, Gebäck und Snacks zu verkaufen. Malte rät uns, kein Gebäck zu kaufen, da es sich oft um mit Fleisch gefüllte Teigtaschen handelt. Wir gehorchen, wenn auch hungrig, und begnügen uns mit Wasser und einem Riegel. Vor uns liegen weitere sieben bis acht Stunden Busfahrt, inklusive der Überquerung eines 4000 Meter hohen Passes. Gegen Mittag halten wir an einem kleinen „Restaurant“ am Straßenrand für eine Mittagspause. Alle Passagiere steigen aus. Es gibt auch einen unbesetzten Imbiss und Toiletten. Wir entscheiden uns gegen das Restaurant und warten, bis der Imbiss besetzt wird. Dort kaufen wir Bananen, Granadilla (eine Frucht, die der Passionsfrucht ähnelt) und Wasser und genießen die Frische der Früchte. Das Highlight des Stopps: Ein anderer Bus hält neben uns, die Laderaumklappe öffnet sich – und darin liegt auf einem Holzkonstrukt der zweite Fahrer und schläft. Weiter geht es Richtung 4000-Meter-Pass. Nach der Passhöhe sehen wir sofort die ersten schneebedeckten Gipfel der südlichen Cordillera Blanca. Unser Ziel rückt näher! Wir sind die einzigen Nicht-Peruaner im Bus und lernen dabei die ersten Eigenheiten der Einheimischen kennen. Jeder spielt am Handy Videos ab – ohne Kopfhörer, dafür mit voller Lautstärke. Es wirkt, als würde jeder versuchen, den anderen in der Lautstärke zu übertreffen. Malte beruhigt uns: „Daran müsst ihr euch besser gewöhnen.“ Ich sage: „Auf diesem Trip überkomme ich endlich meine viel zu schnelle Reizüberflutung.“ Lustigerweise stört es mich bislang gar nicht so sehr. Ich genieße die Aussicht, freue mich aber auch auf eine ordentliche Mahlzeit, eine Dusche und ein Bett. Nach der Passüberquerung hören die spektakulären Ausblicke nicht auf. Im Süden erstreckt sich die Cordillera Blanca, rechts von uns die Cordillera Huayhuash, dazwischen eine unberührte Hochebene mit wilden Flüssen und Bachläufen. Schafe und Kühe grasen, Peruanerinnen waschen ihre Wäsche im Fluss und trocknen sie im angrenzenden Gras. Doch langsam wird es wieder zivilisierter, und wir fahren in Huaraz ein. Sofort springen Taxifahrer auf uns zu und versuchen, uns als Kunden zu gewinnen. Eigentlich hatten wir vor, die paar Meter bis zum Hostel zu laufen, lassen uns aber überreden, doch ein Taxi zu nehmen. Diesmal sind wir uns unsicher, ob der Fahrer unser Skigepäck transportieren kann. Er gibt uns nur ein Zeichen, dass es überhaupt kein Problem ist. Das Gepäck kommt in den Kofferraum, das Skigepäck aufs Dach – unbefestigt, ohne Gurt oder Seil. Für den Fahrer völlig selbstverständlich. Ich erwarte in jeder Kurve einen Knall, doch nichts passiert – vermutlich macht er das nicht zum ersten Mal so. Unser Hostel ist – abgesehen vom Flug – das einzige, was wir bereits in Österreich für die ersten drei Nächte vorausgebucht haben. Nach 35 Stunden Odyssee von meiner Haustür in Innsbruck steigen wir endlich die Treppen zur Unterkunft hinauf. Unser Dreibettzimmer ist klein, aber wir haben ein eigenes Bad. Wir fühlen uns wohl, und Malte bestätigt uns, dass wir einen eher besseren Standard erwischt haben. Wir lassen unser Gepäck zurück und gehen erst mal etwas essen – peruanisch und traditionell: Hühnchen. Dominik und ich bestellen gegrilltes Filet, Malte nimmt ein halbes Hendl. Wir stellen fest, dass ein halbes Hendl in Peru ungefähr einem ganzen Hendl in Österreich entspricht. Gut zu wissen, denn das wird es wohl noch öfter geben. Anschließend besorgen wir uns schnell etwas fürs Frühstück und ein paar Früchte vom Markt. Huaraz macht auf den ersten Blick einen sehr angenehmen Eindruck, doch wir wollen nur noch ins Bett. Wir besprechen kurz den Plan für die nächsten Tage, duschen einer nach dem anderen und liegen um 20:30 Uhr hundemüde im Bett.


Akklimatisierung

Sonntag 26. Mai
Wir drei schlafen nicht perfekt. Der Jetlag nagt, Huaraz liegt auf 3000 m, und wir müssen alle drei außergewöhnlich oft Wasser lassen. Dementsprechend sind wir ohne Wecker um 7 Uhr wach und frühstücken auf der Dachterrasse des Hostels mit gewaltiger Aussicht. Malte hat Geburtstag – 31 Jahre –, es gibt Joghurt mit Schokoballs, Granadilla, Banane und Zitronenküchlein. Wir entscheiden uns für eine entspannte Wanderung hinauf auf 4000 m, um uns langsam an die Höhe heranzutasten. Unser Ziel ist schließlich, von 6000er-Gipfeln mit Ski bzw. Snowboard abzufahren. Dafür nehmen wir einen Collectivo, quasi den öffentlichen Nahverkehr in Peru, um aus der Stadt herauszukommen. Für 2 Soles, also ungefähr 50 Cent, fahren wir 20 Minuten Richtung Süden nach San Nicolas. Collectivos prägen den Straßenverkehr in Peru. Ohne fixen Zeitplan, aber als fixe Linie, kommen Kleinbusse – meistens Toyota Hiace – mit bereits geöffneter Schiebetür angebraust. Man gibt vom Gehsteig aus ein Zeichen, einsteigen zu wollen, und bevor man sich hingesetzt hat, fährt der Bus schon wieder weiter. Die Tür wird entweder erst bei voller Fahrt oder gar nicht geschlossen. Unsere Wanderung führt entlang von Lehmhütten und Schafweiden einen Hang hinauf in Richtung Laguna Wilcacocha und ist gleichzeitig eine beliebte Tour zum Ankommen und Akklimatisieren. Schon auf halber Strecke zum See werden wir mit wunderbaren Aussichten belohnt – auf einige unserer potenziellen Ziele für die nächsten Tage. So können wir zumindest visuell und aus der Entfernung die Bedingungen abschätzen. Die Aussichten werden immer besser, und am See, 800 Höhenmeter später, saugen wir sie nochmal richtig ein. Wir versuchen, die Berge zu erraten und uns gegenseitig ihre komplizierten Namen aus dem Kopf vorzusagen. Nach einer kurzen Jause machen wir uns auf den Rückweg, um pünktlich gegen Mittag wieder in der Stadt zu sein und das nächste Restaurant zu probieren. Hier lohnt es sich eigentlich nicht, selbst zu kochen – ein Mittagsmenü mit Vorspeise und Getränk kostet umgerechnet nur 3–5 €. In der Zwischenzeit konkretisieren wir unseren Plan für die kommenden Tage. Wir nutzen den Nachmittag zum Geldwechseln, besorgen Gas für unseren Kocher, das wir natürlich nicht im Flieger mitnehmen konnten, kaufen Lebensmittel im Supermarkt, Dominik organisiert sich noch eine geeignetere Sonnenbrille, wir besuchen das Bergführerbüro, buchen Taxi und Esel bei einer der vielen Agenturen für unseren ersten Ausflug in die hohen Berge, mieten Schneeanker und fangen langsam an, unsere Rucksäcke zu packen. Morgen werden wir eine weitere Wanderung auf 4500 m unternehmen, damit wir uns ab Dienstag in höhere Lagen wagen können.

Montag 27. Mai
Der Schlaf wird langsam besser. Trotzdem wache ich um 4 Uhr putzmunter auf und würde am liebsten meinen Tag starten. Nach ein paar Stunden Bettwälzen gibt’s heute Frühstück vom Hostel zubereitet. Beim Herfliegen hat uns Malte noch belehrt, besser keine frisch hergestellten Säfte zu trinken, um kein Risiko eines verdorbenen Magens einzugehen. Beim Erdbeersaft wird heute allerdings eine Ausnahme gemacht mit dem Kommentar: „Wenn’s uns danach schlecht geht, wissen wir wenigstens gleich, wo es herkommt.“ Dazu gibt’s Toast und einen Avocado-Zwiebel-Salat. Wir haben am Vortag übers Hostel ein Taxi organisiert, das uns zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung bringt, diesmal in Richtung Norden von Huaraz. Wir werden nach Pitec auf 3800 m gefahren, wo wir direkt unsere 30-Tage-Nationalpark-Pässe kaufen, die wir für unsere geplanten Trips immer wieder am Talschluss oder in Basecamps vorzeigen müssen. Heute sind auch ein paar andere Gruppen unterwegs, unter anderem eine geführte Gruppe aus Deutschland und Österreich, die wir schon am Flughafen getroffen haben. Sie haben sich einen Tag mehr Zeit gelassen, um nach Huaraz zu kommen, werden aber auch nicht lange dort verweilen, sondern bald Richtung Alpamayo, dem schönsten Berg der Welt, aufbrechen. Wir tauschen uns aus, wünschen gutes Gelingen und teilen Telefonnummern, um die kommenden Wochen Updates über Bedingungen auszutauschen. Die Wanderung führt uns auf ca. 4600 m zur Laguna Churup. Wir wandern außerdem noch ein paar Höhenmeter weiter zu zweiten, höher gelegenen See. Uns geht’s heute schon deutlich besser mit der Höhe als am Vortag. Langsam anfangen hat sich ausgezahlt. Wie ausgemacht, sind wir rechtzeitig zurück beim Taxi und werden nach Huaraz gebracht, wo wir den restlichen Nachmittag mit Packen und weiteren Besorgungen verbringen. Unter anderem gehen wir nochmal auf den Markt und kaufen große Packsäcke für unser Essen, die leicht auf den Esel geschnallt werden können. Abends beim Pizzaessen treffen wir Lisa und Lukas, zwei weitere Deutsche, mit denen ich über eine Freundin von mir verbunden wurde (Danke, Kati!). Sie sind auch gerade angekommen nach ein paar lässigen Tagen im Amazonas und wollen ein bis zwei Tage später ins gleiche Tal aufbrechen wie wir morgen. Wie auch die letzten Tage fallen wir gegen 21 Uhr todmüde ins Bett.


Ishinca Tal

Dienstag 28.Mai
Endlich geht’s los! Wieder gibt’s Frühstück im Hostel, diesmal eine Eierspeise und Brot mit Butter und Marmelade. Sehr lecker, wir bestellen eine zweite Portion. Danach zahlen wir unsere ersten Nächte, bekommen die Erlaubnis, unser Gepäck, das wir am Berg nicht brauchen, zurückzulassen, und reservieren für unsere Rückkehr in 6–7 Tagen erneut ein Dreibettzimmer. Wie abgemacht holt uns um 8:30 Uhr ein Taxi ab. Mit unseren drei Bergrucksäcken, einem Paar Ski, zwei Splitboards, drei kleinen Tagesrucksäcken, einer Tasche voller Boots und Seilen und einer weiteren Tasche mit Essen ist der 30 Jahre alte Toyota bis zum Dach voll. Beim Einladen rollt das Auto kurz ein paar Meter nach vorne, doch der Taxifahrer kann mit einer schnellen Reaktion die Handbremse etwas stärker anziehen und die ungewollte Fahrt stoppen. Wir verlassen Huaraz auf der Hauptstraße Richtung Norden. Schon bald biegen wir ab und folgen einer Schotterpiste in Richtung Pashpa, in die Berge. Schotterpiste ist ein sehr harmloser Ausdruck – ich glaube, die meisten Allrad-Bully-Fahrer bei uns wären nach 100 Metern umgedreht. Für uns ging es fast eine Stunde und eine gefühlte Ewigkeit immer weiter hinauf bis auf ca. 3700 m. Kurz im Schlamm steckengeblieben, rückwärts, nochmal mit Schwung über beide Achsen drüberrutschen – alles kein Problem und scheinbar absolute Normalität. Und das mit einem uralten, komplett verbeulten Toyota Corolla mit runtergefahrenen Reifen und ohne Allrad. Ich hab’s schon oft gesagt und sage es gerne wieder: „Fuck TÜV, fuck Pickerl, fuck Safety Inspection and keep on driving into the sunset!!“ Am Ende der Straße wartet schon unser Arriero Luciano auf uns, unser Eseltreiber, mit glücklicherweise zwei plus einem zusätzlichen Esel. Wir hatten nur zwei bestellt, und als er unser Gepäck sieht, schluckt er kurz. Wir fragen, ob wir spontan den dritten Esel dazu buchen dürfen, was glücklicherweise funktioniert. Ich muss zugeben, dass wir bei unserem ersten Trip das eine oder andere zu viel dabei haben, vor allem Essen. Gleichzeitig wollen wir den ersten Trip nutzen, um herauszufinden, wie viel und was wir wirklich brauchen. Die drei Esel sind schnell bepackt, und los geht’s in Richtung Ishinca-Tal. Wir drei haben nur noch unsere kleinen Tagesrucksäcke, die 15 km Zustieg ins Basecamp vergehen wie im Flug. Auf halber Strecke essen wir Sandwiches mit Bananen, unser Eseltreiber freut sich auch, etwas abzubekommen. Je weiter wir ins Tal hineinwandern, desto gewaltiger werden die Aussichten. Zuerst erblicken wir den Palcaraju zu unserer Rechten, später taucht der Tocllaraju zu unserer Linken auf. Der Tocllaraju ist eines unserer Ziele und könnte unser erster 6000er werden. Im Basecamp angekommen, ist sehr wenig los. Wir sichern uns einen super Spot – windgeschützt, mit Top-Aussicht und nicht weit vom Wasser. Schnell bauen wir unsere beiden Zelte auf und filtern Wasser. Ich drehe eine Runde und treffe zwei nette Schweizer, mit denen ich mich angenehm austausche. Auch wir tauschen Kontakte und versprechen, uns gegenseitig über die Bedingungen zu informieren. Gegen 16 Uhr beginnen wir, Abendbrot zu kochen: Reis mit Soja-Hack, Tomatensoße und Thunfisch. Für mich gibt’s noch eine Avocado dazu. Pünktlich um 18 Uhr liegen wir im Zelt. So nah am Äquator geht die Sonne immer Punkt 6 Uhr auf und Punkt 18 Uhr unter, egal zu welcher Jahreszeit. Ich schreibe das Tagebuch von gestern und heute und freue mich schon auf meine erste Nacht auf 4300 m. 

Mittwoch 29.Mai
Von 19 Uhr am Abend bis 8 Uhr in der Früh – sind das wirklich 13 Stunden Schlaf? Ich glaube, so lange habe ich noch nie gesund in der Waagerechten verbracht. Die erste Nacht auf 4300 m ist okay, ich schlafe recht viel. Ich ärgere mich allerdings, dass ich mich habe überreden lassen, kein eigenes Zelt mitzunehmen – denn zusammen mit einem Zwei-Meter-Mann in einem Zwei-Personen-Zelt ist es doch sehr eng. Naja, mein Fehler, da muss ich jetzt durch. Wir schlafen aus bis 8 Uhr und warten, bis die wärmende Sonne über die Gipfel steigt, da wir heute eine weitere Akklimatisierungswanderung unternehmen wollen. Zum Frühstück gibt es Haferschleim mit Granadilla. Irgendwann gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg Richtung Pass zwischen Tocllaraju und Urus auf ca. 5000 m. Der Weg ist anfangs schwer zu finden, doch schon bald sind wir auf einem wenig genutzten Pfad steil nach oben unterwegs. Zum Schluss geht es nochmal weglos, aber dafür recht gut mit Steinmännchen markiert, durch plattiges Gelände, bis wir am Pass ankommen. Hier haben wir eine gewaltige Aussicht auf den Nevado Copa sowie die Westwand des Tocllaraju und dessen Normalweg über die Nordwestschulter. Wir entdecken Skischwünge und können durch Maltes Zoom-Kamera die Abfahrts- und Aufstiegsspuren erahnen. Wie sich später herausstellt, stammen sie von einem Schweden, der alleine, ohne einer alten Spur zu folgen, vom Gipfel abgefahren ist – und das ohne Abseilen. Hut ab! Ich treffe ihn später im Basecamp und löchere ihn eine halbe Stunde mit Fragen. Netter Kerl. Ich finde es sehr verrückt, dass er es alleine gemacht hat. Er gibt uns wertvolle Tipps für unseren geplanten Versuch am kommenden Samstag. Vielleicht kommt er sogar morgen mit uns auf den Nevado Ishinca, unser erstes Ziel zum Ankommen und Bedingungen checken. Gegen 13 Uhr sind wir zurück im Basecamp. Wir kochen Pasta mit Tomatensoße, Soja-Hack und Avocado, packen die Rucksäcke, üben am späten Nachmittag noch einmal verschiedene Szenarien am Seil, kochen eine zweite Portion Pasta – und dann geht’s ab ins Bett. Der Wecker ist auf 2:45 Uhr gestellt.

Donnerstag 30. Mai – Nevado Ishinca –
Pünktlich um 2:45 Uhr klingelt der Wecker. Wir essen schnell eine Portion Haferschleim und verlassen wie geplant um 3:30 Uhr unser Camp. Die Rucksäcke sind schwer, obwohl wir nicht einmal unser komplettes Equipment dabeihaben, da unser heutiges Ziel, der Ishinca, technisch relativ einfach ist. Wäre da nicht der elendslange Zustieg… Wir starten auf 4300 m, der Schnee beginnt erst auf 5200 m – dazwischen liegen rund sechs Kilometer Geröll, Wanderweg und massive Granitsteine. Als wir vier Stunden nach Aufbruch am Gletscher ankommen, bin ich nicht gut drauf. So viel Schinderei nur, um zum Schnee zu gelangen, hätte ich mir nicht vorstellen können. Wir ziehen uns schweigend um, legen unsere Gletscherausrüstung an und betreten den Gletscher in Richtung Gipfel. Obwohl es mir beim Zustieg besser ging als den anderen beiden, habe ich jetzt auf dem Gletscher ein Loch. Jeder Schritt fällt schwer, die Sonne brennt gnadenlos. Ich bin froh, dass Malte spurt und ich einfach nur hinterherlaufen muss, darauf achtend, dass unser Seil keinen Slack hat. Der Gipfel liegt auf 5530 m, also fehlen uns nicht mehr viele Höhenmeter. Nach nur einer Stunde mit Fellen erreichen wir knapp unterhalb des Gipfels einen Punkt, an dem wir die Ski auf den Rücken schnallen, Steigeisen anlegen und die letzten Meter klettern. Kurz vor dem Gipfel wartet die Schlüsselstelle: eine Gipfelspalte, die wir überwinden müssen. Das gelingt so gut, dass wir spontan entscheiden, die Ski mit nach oben zu nehmen und direkt vom Gipfel abzufahren. Oben machen wir fleißig Fotos in alle Richtungen, trinken eine Flasche Inka Cola und freuen uns auf die bevorstehende Abfahrt. Beim Aufstieg hat der Schnee bereits einen sehr guten Eindruck gemacht. Wir entdecken noch andere Bergsteiger, die über eine andere Route aufsteigen, dann geht es los. Der Schnee ist tatsächlich super – oben pulvrig, ab der Hälfte feinster Firn. Wir fahren zurück zu der Stelle, an der wir den Gletscher betreten und unsere Zustiegsschuhe zurückgelassen haben, bauen alles wieder um, verweilen kurz und starten dann den langen Abstieg ins Camp. Auf dem Weg nach unten rasten wir oft und würden am liebsten an Ort und Stelle ein Nickerchen machen. Völlig erschöpft im Camp angekommen, lasse ich meinen Rucksack fallen und koche mir sofort eine Instant-Nudelsuppe. Die salzige Brühe rettet mich vor dem totalen Einbruch. Langsam schafft es jeder, seinen Rucksack auszupacken und sich kurz im Fluss zu waschen. Wir räumen das Camp auf und gehen zur Feier des Tages zur Hütte auf der gegenüberliegenden Talseite, um ausnahmsweise dort zu essen. Es gibt Spaghetti Bolognese, danach noch eine große Portion Pommes für alle. Der Tag ist gerettet, die Strapazen sind fast vergessen. Wir lernen eine Dreierseilschaft kennen – ein Amerikaner, ein Italiener und ein Australier – und tauschen uns aus. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Pünktlich um 18 Uhr liegen wir wieder im Zelt. Ob wir morgen einen kompletten Ruhetag einlegen oder den Zustieg ins Tocllaraju Highcamp angehen, haben wir noch nicht entschieden. Das wollen wir am Morgen spontan entscheiden.

Freitag 31.Mai
Wir entscheiden uns, keinen Pausetag einzulegen, sondern ins Tocllaraju Highcamp aufzusteigen. Dafür frühstücken wir extra reichlich und packen gemütlich unsere Rucksäcke. Ich treffe die zwei Schweizer, mit denen ich schon vor zwei Tagen gesprochen habe. Sie kommen gerade vom Tocllaraju zurück und können uns wertvolle Infos geben. Bis jetzt waren in dieser Saison noch nicht viele Leute am Gipfel. Außerdem ist vor einer Weile der halbe Gipfelpilz abgebrochen und hat die Route verändert. Kurz vor Mittag brechen wir auf – wieder mit mörderisch schweren Rucksäcken, diesmal mit Übernachtungsausrüstung und etwas mehr Equipment fürs Eisklettern. Ich werde biwakieren, damit wir uns wenigstens ein Zelt sparen. Außerdem können wir im zurückgelassenen Zelt überflüssiges Zeug verstauen, das wir im Highcamp nicht brauchen. Der Weg geht gleich steil bergauf, anfangs ein lässiger Pfad, später weglos und etwas mühsam durch Blockgelände bis auf 5000 m, direkt am Fuße eines kleinen Gletscherarms. Erschöpft angekommen, suchen und finden wir sofort Wasser, bauen unser Lager auf und kochen etwas zu essen. Bei mir gibt es Steinpilz-Polenta vom Hofer, aus Österreich mitgebracht, bei den anderen Expeditionsnahrung. Wie immer liegen wir um 18 Uhr flach. Die Abenddämmerung ist gewaltig, der sich einstellende Sternenhimmel ebenso. Ich kann es kaum fassen, auf 5000 m unter freiem Himmel zu schlafen. Ich habe alles an, was ich dabeihabe – auch um sofort einsatzbereit zu sein, sobald der Wecker um 2:45 Uhr klingelt. Außer uns sind noch drei Chilenen und ein Australier im Highcamp, und wir wissen, dass in der Nacht noch der Italiener, der Amerikaner und der Australier direkt vom Basecamp zusteigen werden.

Samstag 1. Juni – Tocllaraju –
Ich schlafe recht okay, dafür dass ich auf 5000 m liege. Mir ist nicht kalt, aber trotzdem wache ich oft auf und muss meine Position ändern. Als der Wecker um 2:45 Uhr klingelt, bin ich sofort wach und motiviert. Ich muss nur aus dem Schlafsack raus und in die Skistiefel steigen – dann bin ich startklar. Wir kochen schnell Wasser, essen Haferschleim, und um 3:30 Uhr betreten wir den Gletscher direkt hinter dem Highcamp. Es ist sehr dunkel, man sieht kaum etwas. Wir sind froh über eine Spur der vergangenen Tage, sonst wäre der Weg nur schwer zu finden. Wir queren viele fragwürdige Gletscherbrücken und sind froh, auf Ski und nicht zu Fuß unterwegs zu sein. Anfangs fällt mir das Gehen schwer. Wir müssen unter der sehr exponierte Westwand einmal von links nach rechts und wieder zurück queren um eine riesige Gletscherspalte zu umgehen. Erst mit dem Sonnenaufgang, als wir schon das zweite mal unter der direkten Westwand sind, werde ich langsam wach. Vor uns taucht die erste Schlüsselstelle auf, eine ca. 70 Grad steile Lockerschneestufe. Die Dreierseilschaft, die direkt aus dem Basecamp zugestiegen ist, versucht bereits hinaufzukommen. Es sieht zwar nicht sehr schwierig aus, scheint aber doch recht zeitintensiv zu sein. Die Chilenen und der Australier sind direkt vor uns und warten ebenfalls darauf, hinterherzusteigen – wir stehen also im Stau. Wir überlegen, einen anderen Weg zu gehen. Dominik möchte unbedingt vorsteigen. Seine Versuche kosten viel Zeit und Kraft, da sich die Passage schwieriger herausstellt als erwartet. Insgesamt verlieren wir über zwei Stunden. Am Ende klettert er gleichzeitig mit dem Australier und schafft es mit dessen Hilfe nach oben. Malte und ich steigen sofort nach und klettern die Stelle im Nachstieg ohne große Probleme, wohl bemerkt im Nachstieg, da ist es immer viel leichter als im Vorstieg. Gleich darauf folgt die nächste Schlüsselstelle, die wir eigentlich sofort mitklettern wollten, um die gesamte Länge unseres Seils zu nutzen. Doch Dominik zögert und baut vorzeitig einen Stand. Die Zeit vergeht. Schließlich übernehme ich die Führung, überklettere die zweite Schlüsselstelle und baue einen Stand, um die anderen nachzusichern. Für rund 50 Höhenmeter haben wir so vermutlich drei Stunden gebraucht – wertvolle Zeit, die uns später fehlen wird. Die Chilenen und der Australier trauen sich nicht über die zweite Stelle, eine 1,5m breite Spalte, die man überspringen und sofort mit den Eisgeräten steil weiterklettern muss. Kalt vom langen Warten flüchten wir weiter nach oben in die Sonne. Auf etwa 5600 m rasten wir kurz und merken, wie erschöpft wir sind und wie spät es bereits ist. Wir entschließen uns, nicht bis zum Gipfel zu gehen, sondern nur noch so weit, wie es sich lohnt, mit Ski abzufahren, da eine Abfahrt vom Gipfel ohnehin nicht sinnvoll möglich ist. Auf 5900 m, etwa 100 Höhenmeter unter dem Gipfel, treffen wir den Italiener, den Amerikaner und den Australier, die gerade ebenfalls umdrehen. Die letzten 70 m zum Gipfel sind eine wilde Mixed-Kletterei, die sich kaum oder nur sehr schlecht absichern lässt – ihnen zu heikel und uns definitiv auch. Wir sind in Peru. Hier gibt es keine Bergrettung wie bei uns in Tirol. Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Außerdem sind wir mittlerweile sehr spät dran und völlig erschöpft. Wir steigen noch ein paar Meter weiter, dann drehen wir auf 5950 m (laut GPS) endgültig um. Ich bin traurig, so knapp unter der 6000er-Marke umzudrehen, aber stolz auf die vernünftige Entscheidung. Ich bin völlig am Ende, spüre die Höhe massiv und will nur noch runter vom Berg. Die ersten paar hundert Höhenmeter fahren wir in variablem Schnee ab. Ich bin überrascht, wie gut ich trotz meines Zustands noch Ski fahren kann – es macht sogar Spaß. Plötzlich verstehe ich, wie man auch von einem 8000er mit Ski abfahren kann, runter fahren ist viel weniger anstrengend als aufsteigen. Dann erreichen wir die Stelle, die uns beim Aufstieg so viel Zeit gekostet hat. Wir müssen abseilen. In Südamerika ist es üblich, an Schneeankern abzuseilen – einfache Aluprofile, die in den harten Schnee gehämmert werden. Es fühlt sich mulmig an, aber wir kommen alle drei sicher unten an. Weiter geht die Abfahrt, jetzt nochmal ein paar richtig lässige Schwünge im Firn. Für die Überquerung einer der fragwürdigen Spaltenbrücken bauen wir erneut eine Sicherungskette auf. In Tirol wären wir vermutlich einfach drüber gegangen. Aber in Peru gilt unser Credo: „Better safe than sorry.“ Zum Schluss fahren wir auf sonnenaufgeweichtem Eis bis zum Highcamp. Dort warten schon die anderen auf uns, alle völlig erschöpft. Wir packen unser Lager zusammen, ich esse eine Packung Instant-Nudeln, dann beginnen wir den endlosen Abstieg. Im Basecamp angekommen, springe ich sofort in den Fluss. Zur Feier des Tages gehen wir noch einmal ins Refugio auf der anderen Talseite, um Pasta und Pommes zu essen. Wir treffen die anderen, tauschen uns aus, und der Abend vergeht wie im Flug. Morgen früh werden wir von unserem Eseltreiber abgeholt – wir gehen zurück nach Huaraz für eine echte Erholung.

Sonntag 2. Juni
Abstieg aus dem Ishinca Basecamp. Unser Arriero ist für 8 Uhr bestellt, genau zu dem Zeitpunkt, wenn die Sonne über den Berg ins Basecamp kommt. Wir tun uns schwer, viel früher aufzustehen, schaffen es dann aber doch, gegen 7:15 Uhr aus dem Zelt zu krabbeln. Kurze Zeit später steht Lusiano bereits mit seinen drei Eseln im Camp und möchte uns abholen. Ohne zu frühstücken packen wir schnell alles zusammen, und pünktlich um 8 Uhr treten wir mit den gepackten Eseln den Abstieg aus dem Basecamp an. Gegen 11 Uhr erreichen wir die Stelle, an der uns unser Taxi abholen soll. Ohne Frühstück werden wir langsam hungrig und wollen schnell zurück in die Stadt, aber das Taxi ist leider erst für 12 Uhr bestellt. Am Abholplatz beobachte ich ein peruanisches Pärchen, das mit zwei Ochsen einen Acker umgräbt. Es sieht extrem mühsam aus, und ich komme mir wie ein blöder Tourist vor, während ich sie so anschaue. Sie zu fotografieren, bringe ich nicht übers Herz. Um 12 Uhr kommt endlich unser Taxifahrer. Man muss sagen: Dafür, dass in Peru oft alles chaotisch und unkoordiniert erscheint, haben wir bisher nur gute Erfahrungen mit Taxis und Eseltreibern gemacht. Man bucht alles vorher in einer der vielen Bergsteiger-Agenturen, und mit Handschlagqualität kann man sich darauf verlassen, dass die gebuchten Leute pünktlich an Ort und Stelle sind. Chapeau! Wir werden auf derselben wilden Bergstraße im gleichen zerbeulten Toyota Corolla zurück nach Huaraz gebracht. Unser Hostel-Host empfängt uns mit einem Bier und bittet uns: „Go eat first, room will be ready when you get back.“ Gesagt, getan. Wir lassen die Rucksäcke und Ski im Frühstücksraum zurück und machen uns auf den Weg. Wir entscheiden uns für indisch – eine gute Wahl. Das Mittagsmenü besteht aus Chicken Curry mit einem wunderbaren, selbst gemachten Saft für 18 Soles (ca. 5 €) pro Person. Gestärkt gehen wir ins Hostel zurück und können unser Zimmer beziehen. Ich erledige sofort das Auspacken und Duschen, während Malte und Dominik sich etwas mehr Zeit lassen bzw. erst einmal mit ihren Freundinnen telefonieren. Später kontaktieren mich unsere beiden neuen Freunde aus der Schweiz. Ich treffe mich mit ihnen auf einen Pisco Sour in der Stadt, wir quatschen gemütlich – ich mag die beiden sehr. Später kommen Malte und Dominik dazu, und wir gehen weiter in einen Pollo-Laden, wo wir uns alle eine ordentliche Portion Chicken mit Pommes gönnen. Ich Idiot habe zusätzlich noch Hot Chicken Wings bestellt – sehr schlau mit meinen verbrannten Lippen. Trotzdem extrem lecker. Danach fallen wir nur noch ins Bett. Die letzten Tage nagen an der Substanz.


Ausruhen

Montag 3.Juni 
Wie hat mal jemand Schlaues geschrieben: Heute nichts passiert – auch schön?! Naja, nicht ganz, aber irgendwie doch. Wir schlafen aus und bekommen im Hostel eine extra große Portion Frühstück. Danach mache ich mich allein auf den Weg in die Stadt und organisiere mir eine SIM-Karte und damit mobiles Internet. Anschließend gehen wir wieder indisch essen. Danach schlendern wir durch die Stadt und lassen uns treiben. Huaraz ist ein gewaltiger Gegensatz zu einer europäischen Stadt. Ich finde es extrem spannend und könnte stundenlang durch die Straßen streifen. Genau beschreiben kann ich es aber nicht. Am Nachmittag erreiche ich endlich meine Freundin am Telefon. Wir reden kurz, während ich auf der Dachterrasse sitze. Danach arbeite ich eine Stunde – beziehungsweise versuche es. Als Selbstständiger hat man doch immer die eine oder andere Verpflichtung. Auf dem Weg zum Abendessen schauen wir im Bergführerbüro vorbei und holen uns aktuelle Infos über die Bedingungen. Wir sind uns einig, dass man die Infos mit einer gewissen Portion Humor nehmen muss, da gefühlt jeder etwas anderes erzählt – und meist auch das Gegenteil. Anschließend buchen wir wieder Esel und Taxis für den nächsten Trip. Am Mittwoch wollen wir in Richtung Nevado Copa aufbrechen, einem relativ einfachen, aber sehr schönen Skiberg und 6000er. Danach gibt es in einem besseren Restaurant Pasta mit Chicken. Auf dem Heimweg gönnen wir uns noch einen Pisco Sour, und gegen 21 Uhr sind wir zurück im Hostel und im Bett. Also am Ende doch so einiges passiert heute.

Dienstag 4.juni
Okay, heute ist wirklich nicht viel passiert: Rucksack packen für morgen, einkaufen, Gas besorgen, zweimal essen gehen. Beim Mittagessen habe ich meinen ersten richtigen Kaffee in Peru getrunken – das hat sehr gut getan. Avocados gekauft (6 Stück für 50 Cent!!!). Außerdem habe ich heute einen Shop entdeckt, in dem ich mir eventuell vor der Abreise noch einen Hut kaufen werde. Es ist insgesamt schwer zu unterscheiden, was hier Schund ist und was Qualität hat, aber diesmal habe ich ein gutes Gefühl. Sonst ist echt nicht viel passiert.


Nevado Copa

Mittwoch 5. Juni
Es geht los zum nächsten Berg. Unsere Rucksäcke haben wir gestern Abend schon gepackt, heute in der Früh genießen wir nur noch ein ausgiebiges Frühstück im Hostel. Pünktlich um 8:30 Uhr werden wir von unserem Taxifahrer abgeholt, wobei es diesmal Verwirrung gibt, da circa alle zehn Sekunden ein anderer Taxifahrer vor dem Hostel hält und uns mitnehmen möchte. Wir wollen aber nur mit unserem gebuchten Taxi fahren, da wir dieses ja bereits bezahlt haben. Wieder bis zum Rand voll beladen, verlassen wir im zerbeulten Toyota Corolla Huaraz in Richtung Süden. Wir fahren etwa eine Stunde auf Asphalt und dann noch einmal 30 Minuten nach Vicos und weiter über eine diesmal noch wildere Schotterpiste den Berg hinauf, bis wir unseren Eseltreiber treffen. Dort wird schnell das schwere Gepäck auf die Eselrücken verladen, und wir selbst tragen nur noch einen relativ leichten Tagesrucksack. Der Zustieg heute ist lang – etwa 1.300 Höhenmeter hinauf auf 4.600 m – und führt zunächst durch Eukalyptuswald, später im Zickzack eine Moräne hinauf, umgeben von Gletscherschliffplatten. Schon bald bekommen wir den ersten Ausblick auf unser Ziel, den Nevado Copa. Am Basecamp angekommen, merken wir, dass wir diesmal alleine am Berg sind. Wir richten unser Camp ein, verabschieden den Eseltreiber mit einem Trinkgeld und kochen ausgiebig Pasta mit Avocado. Wir gehen außerdem am späten Nachmittag noch ein paar Höhenmeter weiter hoch zur Laguna Lejiacocha und merken das wir da oben sogar Handynetz haben. Jeder nutzt die Chance nochmal kurz und bevor die Dämmerung eine einsetzt gehen wir wieder zurück zu den Zelten, die Abendstimmung heute ist großartig. Dominik biwakiert diesmal, sodass Malte und ich jeweils ein eigenes Zelt haben – was für ein Luxus.

Donnerstag 6. Juni
Wir schlafen aus bis circa 8 Uhr, beziehungsweise bis die Sonne über den Berg gekommen ist, frühstücken erneut sehr ausgiebig und starten unsere Wanderung ins Hochlager mit schweren Rucksäcken auf dem Rücken – jeder von uns mit circa 30 Kilo. Es gibt zwei Optionen, um zum Gletscher zu gelangen: eine Schotterrinne, von der uns wegen Steinschlag abgeraten wurde, die aber prinzipiell leichter zu begehen wäre, und eine Schotterrinne, die normalerweise eine Schnee- beziehungsweise Eisbahn hat, die man einfach hochklettern kann, heuer aber weder Eis noch Schnee beinhaltet – maximal ein bisschen Eis. Wir schauen uns beide Optionen an. Die erste Schotterrinne erscheint uns viel zu gefährlich, und wir entscheiden uns für die andere Option, den Eis- bzw. Schotterschlauch. Gleich am Anfang müssen wir mit Steigeisen und Eisgeräten kurz über einen Wasserfall klettern. Das Gelände ist sehr brüchig und schwer abzusichern, dennoch finden wir den einen oder anderen Stein, der uns fest genug erscheint, um einen Stand zu bauen und die anderen beiden nachkommen zu lassen. Mühsam, vor allem wegen der schweren Rucksäcke, kämpfen wir uns die Schotterrinnen empor. Es ist extrem kräftezehrend und keinesfalls leicht. Einer von uns steigt ungesichert vor, sucht einen festen Stein und lässt die anderen am fixen Seil nachkommen. Ganz zum Schluss müssen wir noch den 70–80° steilen Gletscheraufschwung überklettern. Malte steigt hier souverän vor, richtet ein Fixseil ein und lässt Dominik und mich nachsteigen. Endlich und extrem erschöpft am Gletscher angekommen, müssen wir noch einige Meter bis zum Hochlager aufsteigen. Bis zuletzt sind wir uns nicht sicher, ob wir unser Zelt auf Fels oder auf dem Gletscher aufschlagen müssen. Ein Glück, dass wir auf den Gletscherschliffplatten neben dem Gletscher provisorisch errichtete Biwakplätze erkennen – gerade groß genug, um ein Zelt zwischen den Steinen aufzustellen. Eigentlich hatten wir vor, viel früher am Hochlager zu sein, um noch eine kleine Erkundungstour zu unternehmen. Jetzt sind wir einfach nur froh, dass wir überhaupt noch bei Tageslicht angekommen sind und die Zelte aufgebaut haben. Wir filtern schnell etwas Wasser aus Pfützen direkt neben dem Zelt und kochen unser Abendessen. Diesmal hat jeder sein individuelles Abendbrot: Malte und Dominik haben Expeditionsnahrung dabei, ich werte eine Instant-Nudelsuppe mit Avocado, Zwiebeln, Crackern und Chips auf – schmeckt erstaunlich gut und füllt mich reichlich. Todmüde fallen wir ins Bett. Wir haben uns entschieden, am morgigen Tag noch einmal auszuschlafen, relativ spät zu starten und einfach erst mal zu schauen, wie weit wir kommen.

Freitag 7. Juni
Gegen 8:00 Uhr gibt es Haferschleim zum Frühstück, wir packen unsere Rucksäcke und starten in Richtung Gletscher. Laut unseres Guide-Buchs ist der linke der zwei ersichtlichen Gipfel der Nordgipfel, den wir als erstes erreichen wollen da er der lohnendere Skigipfel sein sollte. Es ist eiskalt, der Wind weht stark – eigentlich sollte laut Wetterbericht ab heute kein Wind mehr gehen. Wir wählen die mittlere Rampe direkt in Richtung unseres Ziels, doch es sind keine alten Spuren zu entdecken. Der Gletscher ist, wie schon am Ishinca und Tocllaraju, nur mit sehr wenig Schnee bedeckt, die Gletscherspalten sind riesig, und es ist schwierig, einen sicheren Weg zu finden, wir müssen immer wieder ungute Querspalten passieren und freuen uns mal wieder auf Ski, und nicht zu Fuß unterwegs zu sein. Am Kamm auf 6000 m angekommen, merken wir, dass der eingezeichnete Gipfel nicht der Nordgipfel, sondern nur eine Graterhebung ist. Von hier ist es zeitlich jedoch nicht mehr möglich, den Nordgipfel zu erreichen, also wenden wir uns stattdessen in Richtung Südgipfel, der gar nicht so weit Entfernt erscheint. Wir erkennen aber bald das wir uns auch hier mit der Entfernung verschätzt haben, uns läuft trotzdem die Zeit davon, und auf einem Vorgipfel auf circa 6130 m starten wir unsere Abfahrt von unserem selbst ernannten „Copa Centrale“ zurück ins Hochlager. Rund 1000 Höhenmeter Abfahrt erwarten uns – definitiv die längste Abfahrt, die wir in Peru unternehmen können. Ich genieße es, die Aussichten sind gewaltig, und der Firn lässt sich gut fahren, auch bei der Abfahrt überspringen wir größere und kleinere Querspalten. Als wir im Hochlager ankommen die große Überraschung: Dominiks Zelt hat sich selbstständig gemacht und ist vom starken Wind weggeweht wurde. Kurz sind wir ratlos, denn wir haben überhaupt keine Ahnung, wo das Zelt sein könnte. Schon überlegen wir, alles zusammenzupacken und abzusteigen, als Dominik sich ein letztes Mal auf die Suche begibt – dort, wo er es der Windrichtung nach vermutet. Und er hat Glück: Das Zelt liegt in einer Gletscherrandspalte und muss nur noch geborgen werden. Malte und Dominik kümmern sich um die Bergung, während ich in der Zwischenzeit eine Menge Wasser filtere. Erstaunlicherweise ist nur das Außenzelt eingerissen, die Stangen sind intakt, das Innenzelt ist unversehrt, und alles, was sich darin befand, ist ebenfalls unbeschadet. Unser Tag ist gerettet. Wir trocknen alles, Dominik errichtet sein Zelt erneut, wir kochen Abendbrot. Es ist eiskalt, und wie immer verkriechen wir uns pünktlich um 18 Uhr in unsere Zelte und versuchen zu schlafen. Ich bin völlig erschöpft und sage den Jungs, dass ich erst am Morgen entscheiden werde, ob ich einen zweiten Gipfelversuch mit angehen werde.

Samstag 8. Juni – Copa Norte –
Unser Wecker klingelt um 4:45 Uhr, doch ich habe kaum geschlafen. Dennoch lasse ich mich überreden, aufzustehen und einen zweiten Gipfelversuch zu wagen. Der Wind hat zwar nachgelassen, doch es ist noch kälter als am Vortag. Nach einem schnellen Frühstück starten wir. Um 6 Uhr betreten wir den Gletscher, diesmal wirklich mit Ziel Nordgipfel. Malte klagt bereits über Halsschmerzen und befürchtet, krank zu werden. Trotzdem kommen wir gut voran und machen schnell Höhenmeter – es bleibt jedoch eisig kalt. Etwa auf halber Strecke bezweifle ich, dass wir den Gipfel erreichen werden. Malte wirkt sichtlich erschöpft und kommt nur schwer nach. Zudem ziehen Wolken auf, und das Gelände wird zunehmend schwieriger. Ich äußere meine Bedenken und versuche, die Jungs zum evaluieren anzuregen ob wir weiter gehen sollen oder nicht. Dominik ist neutral, Malte will jedoch auf keinen Fall umdrehen, und so gehen wir weiter. Ich nehme es ihm jedenfalls nicht übel. Wieder erreichen wir den Kamm auf rund 6000 m, diesmal auf der anderen Seite der Graterhebung – die Aussicht ist gewaltig. Kurz vor dem Gipfel müssen wir eine weitere Spalte überqueren, in die Dominik beinahe stürzt. Mit viel Geschick reagiert er rechtzeitig, lässt sich zurückfallen und bleibt gerade noch am Spaltenrand liegen. Wir packen Ski und Boards auf die Rucksäcke und steigen die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel auf – extrem ausgesetzt und mit letzter Kraft. Ich überlege, ob ich die Ski zurücklassen soll, entscheide mich aber dagegen und bereue es keine Sekunde. Wenige Minuten später stehen wir auf 6180 m. Wir verweilen nur kurz, bauen um und starten die Abfahrt – was für ein gewaltiges Gefühl! Wir schlängeln uns zurück ins Hochlager, doch die Kälte verhindert, dass die Sonne den Schnee aufweicht. Von oben bis unten bleibt es hart. Egal – wir sind von 6180 m mit Ski und Snowboard abgefahren. Am Camp ist Malte völlig erschöpft, doch wir müssen noch ins Basecamp absteigen. Unser Essen ist aufgebraucht, und unser Arriero erwartet uns dort unten am nächsten Morgen. Wir entscheiden uns für den schnelleren Abstieg über die andere Rinne – ein Fehler, den wir bitter bereuen werden. Widerwillig packen wir das Camp ein und starten gegen 14:30 Uhr den Abstieg. Von rechts drohen mehrere Felszacken – Steinschlag ist hier eine ständige Gefahr. Die gesamte Rinne sieht furchteinflößend aus, für mich ist es das Tor zur Hölle. Je weiter wir absteigen, desto unwohler fühle ich mich. Wir passieren hausgroße Felsen, die offensichtlich regelmäßig abstürzen. Auf halber Strecke stehen wir vor einem steilen Abbruch, der noch weniger einladend aussieht als der Rest der Route. Abseilen wäre eine Option, doch wir wissen nicht, ob unsere 60 Meter Seillänge ausreichen bzw. ob wir im weiteren Verlauf verlässliche Abseilpunkte finden. Weiter abzusteigen scheint ebenfalls unmöglich – jeder Schritt löst eine Schuttlawine aus. Wir versuchen, in die andere Rinne zu queren, die uns vom Aufstieg bekannt ist, in der Hoffnung, dort hinein abseilen zu können. Doch auch hier stehen wir vor einem viel zu hohen Felsabsatz. Ein gesicherter Abstieg scheint unmöglich. Die Entscheidung ist klar: Entweder wir wagen es weiter nach unten – mit dem Risiko, abzustürzen und uns selbst unter Steinen zu begraben – oder wir steigen wieder ganz nach oben und seilen uns über die Rinne ab, welche wir im Aufstieg verwendet haben. Zähneknirschend entscheiden wir uns für den Aufstieg. Völlig erschöpft klettern wir über Platten zwischen den Rinnen nach oben – stets darauf bedacht, nicht direkt in der Schusslinie des Steinschlags zu sein. Malte macht unterwegs sein Handy kaputt. Ein paar hundert Höhenmeter weiter erreichen wir schließlich ein Band, das uns den Übergang in die bekannte Rinne ermöglicht. Dort angekommen, nutzen wir denselben wackeligen Stein als Sicherungspunkt, den wir bereits beim Aufstieg verwendet haben, und seilen uns bis zum bitteren Seilende ab. Ein paar Meter müssen wir noch abklettern, bis wir einen weiteren sicheren Stand erreichen. Das Seil verhakt sich kurz beim Abziehen, doch zum Glück gibt es schließlich nach. Ohne unser Seil wären wir geliefert gewesen. Vor uns liegt noch eine schwierige Passage. Dominik sichert mich mit dem Körper ab, und ich steige als Erster ab. Anschließend sichere ich von unten Dominik und Malte, die nacheinander nachkommen. Jetzt noch eine letzte Abseillänge über den Wasserfall – und endlich stehen wir wieder auf festem Boden. Malte ist komplett am Ende. Ich übernehme einen Teil seines Gepäcks und gehe voraus. Der Plan ist, das Camp vorzubereiten, damit er sich dort sofort hinlegen kann. Doch er bricht auf dem Weg mehrfach zusammen, einmal zerbricht er dabei sogar seinen Stock. Er hat Nasenbluten und ist völlig kraftlos. Ich eile ins Basecamp, werfe mein Gepäck ab und nehme nur eine Inka-Cola mit, die wir dort deponiert haben. Mit der Cola laufe ich ihm entgegen, um ihm mit dem Zucker neue Energie zu geben und sein Gepäck vollständig abzunehmen. Als ich die beiden erreiche, wird Malte eine ordentliche „Infusion“ Inka-Cola verabreicht. Ich nehme seinen schweren Rucksack ab, und wir gehen weiter. Am Nachmittag ist ein Schweizer Bergführer mit zwei Klienten und drei Trägern im Basecamp angekommen. Sie empfangen uns mit Tee, und Malte bekommt eine Schmerztablette. Wir bauen ihm schnell sein Lager auf, er legt sich mit letzter Kraft hin – erleichtert, dass dieser Höllentag vorbei ist. Dominik und ich werden von der geführten Gruppe ins große Essenszelt eingeladen. Wir bekommen eine Suppe – und staunen, mit welchem Luxus viele hier unterwegs sind. Zwei Klienten und ein riesiges Tamtam um sie herum: Träger, Köche, Guides. Es gibt sogar warmes Wasser zum Händewaschen, und das Abendessen besteht aus drei Gängen, zubereitet von peruanischen Köchen. Wir kommen kurz ins Gespräch. Der Bergführer erzählt, dass er die besagte Rinne vor 13 Jahren mit Ski abgefahren ist – und dass er seit 30 Jahren in Peru als Bergführer arbeitet. Tja, dann waren wir wohl 13 Jahre zu spät. Er gratuliert uns zum Gipfel und bestätigt, dass unsere zuerst geplante Abstiegsroute purer Selbstmord war. Zudem bekundet er sein Mitgefühl dafür, dass wir falsche Informationen erhalten hatten, die uns dorthin geführt haben. Totmüde fallen wir in Dominiks halb zerstörtes Zelt. Zum ersten Mal in der Höhe schlafe ich richtig gut. Nur ab und zu wecken uns die Esel, die uns am nächsten Tag ins Tal bringen sollen und neben unseren Zelten grasen.

Sonntag 9. Juni
Heute wollen wir nur vom Basecamp ins Tal absteigen und zurück nach Huaraz. Wir schlafen aus, frühstücken unsere restlichen Vorräte und beginnen, unser Gepäck zu packen. Malte geht es zum Glück besser. Der Schweizer Bergführer mit seinen beiden Klienten verabschiedet sich von uns – sie steigen mit relativ kleinen Rucksäcken ins Hochlager auf. Wir sind neidisch, haben aber auch Mitleid mit ihren Trägern, die mit ähnlich schweren Rucksäcken wie wir hinterherstapfen. Unser Eseltreiber ist bereits startklar und wartet nur darauf, dass wir alles zusammengepackt haben. Mit leichter Verspätung geht es ins Tal. Ich gehe mit unserem Eseltreiber voraus, Malte und Dominik folgen in entspannteren Tempo, um Kräfte zu sparen. Unser Taxifahrer ist heute extra mit seinem Toyota Hilux gekommen, da sein kleiner Toyota Corolla auf der Hinfahrt mehrmals aufgesetzt hat. Während ich auf die beiden Jungs warte, helfe ich dem Eseltreiber, die Esel zu entladen und das Auto zu beladen. Wir verabschieden ihn mit einem Trinkgeld und fahren zurück nach Huaraz. Dort angekommen, gehen wir als Erstes in eines unserer Lieblingsrestaurants, das „Mamma Mia“, und bestellen die größten Burger, die es gibt. Den restlichen Nachmittag verbringe ich im Hostel, sortiere meine Bilder und repariere einige meiner Ausrüstungsgegenstände. Am Abend treffe ich mich mit meinen zwei Schweizer Freunden, Lütza und Jonas, in einem chinesischen Restaurant. Die beiden sind gerade ebenfalls von einem Berg zurückgekommen und haben genauso großen Hunger wie ich. Nach einer gewaltigen Portion Pasta falle ich gegen zehn Uhr ins Bett – und schlafe trotzdem schlecht. Ich frage mich, ob der plötzlich wieder vorhandene Sauerstoffüberschuss zur Schlaflosigkeit beiträgt.


Ausruhen

Montag 10. Juni
Heute ist mal wieder Ruhetag. Es passiert eigentlich nicht viel. Malte, Dominik und ich frühstücken ein zweites Mal in unserem Lieblingsrestaurant. Danach wechseln wir quasi nur einen Tisch weiter ins nächste Restaurant und essen das Mittagsmenü. Am Nachmittag genieße ich mit den Schweizern einen Burger. Am Abend treffen wir uns mit Lisa und Luki und essen peruanisch. Dazwischen schlendere ich noch ein bisschen durch die Stadt. Später trinken wir einen Cocktail – und danach schlafe ich wie ein Stein.

Dienstag 11. Juni
Ich wache relativ früh auf und entscheide mich spontan, mit Luki und Lisa einen klassischen Touri-Ausflug zu unternehmen. Für 40 Soles fahren wir mit einem Reisebus auf 5000 m hinauf, um einen Gletscher zu besichtigen. Unterwegs halten wir an verschiedenen Sehenswürdigkeiten: heiße Quellen, typische Pflanzen und ein Restaurant, in dem es Souvenirs zu kaufen gibt. Dort gönnen wir uns einen typisch peruanischen Coca-Tee. Während der Fahrt werden wir über die Gefahren von Gletschern und das richtige Verhalten dort aufgeklärt – wir sind definitiv die richtige Zielgruppe. Der Rest des Busses besteht aus Peruanerinnen und Peruanern aus Lima, die vermutlich zum ersten Mal überhaupt in den Bergen sind. Circa zwei Stunden lang fahren wir eine kaputte Schotterstraße den Berg hinauf – mit einem gewöhnlichen Reisebus, als wäre es das Normalste der Welt. Am Gletscher angekommen, ist das Wetter wie erwartet miserabel, was auch ein Grund dafür ist, dass wir es aktuell entspannt angehen lassen und nicht direkt wieder in die Berge aufgebrochen sind. Trotzdem ist es eine schöne Erfahrung, und es tut gut, ohne viel Aufwand in größere Höhen zu gelangen. Auf dem Rückweg schlafe ich die meiste Zeit. Wieder halten wir am Restaurant, wo uns mitgeteilt wird, dass der Bus dort mindestens eine Stunde Aufenthalt hat und wir doch bitte etwas essen gehen sollen. Das Restaurant spricht uns allerdings überhaupt nicht an, also nehmen wir stattdessen ein Colectivo zurück nach Huaraz. Abends gehen wir japanisch essen – es gibt Ramen, die beste Ramen-Suppe, die ich jemals gegessen habe. Danach geht’s ab ins Bett. Leider spüre ich leichte Halsschmerzen – mal schauen, wie es mir morgen geht.

Mittwoch 12. Juni
Wie fast schon zu erwarten, wache ich leicht erkältet auf. Das ist erst mal nicht allzu schlimm, da wir entschieden haben, frühestens am Freitag zum nächsten Berg aufzubrechen. Ich verbringe den Vormittag im Bett, erledige ein paar Arbeitssachen, schreibe Mails und ruhe mich aus – in der Hoffnung, dass es mir bald besser geht. Mittags gehen wir ins Restaurant und essen zur Vorspeise eine gefüllte Kartoffel (sehr, sehr lecker) und als Hauptgericht Fettuccine mit Gemüse. Mal wieder zahlen wir nur circa 5 Euro für das Menü, dazu gibt es auch noch ein sehr leckeres heißes Teegetränk. Später kommen Luki und Lisa dazu, wir wechseln einen Tisch weiter ins Mamma Mia und trinken dort Kaffee. Anschließend gehen wir gemeinsam eine Runde zum Markt mit der Mission, einen peruanischen Hut zu kaufen. Ich habe auf früheren Streifzügen durch die Stadt bereits ein Geschäft ausgemacht, in das wir nun alle gemeinsam gehen. Leider finde nur ich einen passenden Hut, die anderen sind nicht ganz zufriedenzustellen, dafür kaufen wir alle peruanische Decken als Mitbringsel. Malte freut sich über ein neues Fußballtrikot der peruanischen Nationalmannschaft. Am Nachmittag passiert nicht viel, ich sitze auf der Dachterrasse und lese mein Buch weiter. Abends essen wir endlich mal wieder Pollo, so wie es sich Malte seit Tagen gewünscht hat, und danach geht’s direkt ins Bett – in der Hoffnung, dass es uns allen am nächsten Tag wieder besser geht.

Donnerstag 13. Juni
Mittlerweile sind wir alle drei leicht angeschlagen. Nichtsdestotrotz verbringen wir den Vormittag auf der Dachterrasse und reparieren unsere Zelte. Maltes Carbon-Gestänge hat einen Knick abbekommen, den wir mit einer Inka-Coladose und etwas Klebeband fixieren. Dominik hat nach wie vor ein zerfetztes Außenzelt von seinem Stunt am Copa und repariert es ebenfalls einfach mit Klebeband. Er hat ohnehin schon entschieden, das Zelt in Peru zu lassen, also muss es wirklich nur noch für einen letzten Trip durchhalten. Nachdem die Zelte wieder einsatzbereit sind, treffen wir endlich eine Entscheidung für unseren nächsten Berg. Die Wahl war nicht einfach – wir haben verschiedene Optionen mit und ohne Ski in Betracht gezogen. Schlussendlich fällt die Entscheidung auf den Chopicalqui. Damit hätten wir morgen einen ganz entspannten Zustieg von nur 100 Höhenmetern ins Basecamp und noch etwas Zeit und Reserven, um wieder gesund zu werden. Außerdem ist das Wetter zwar nur halb optimal gemeldet, aber es ist definitiv die letzte Chance, bevor wir zurück nach Hause fliegen. Einen Versuch ist es wert! Mittags essen wir mal wieder beim Inder, anschließend beginnen wir langsam, unsere Abreise für morgen zu organisieren. Malte und Dominik besuchen noch einmal das Casa de Guías, um aktuelle Informationen einzuholen, während ich ins Stadtmuseum gehe – ein kleines, gemütliches Museum im Herzen von Huaraz. Am späteren Nachmittag erledigen wir gemeinsam den Einkauf für unsere Tour. Im Supermarkt besorgen wir Snacks, Pasta, Tomatensoße, Inka Cola, Haferschleim, Avocados und mehr. Außerdem organisieren wir uns ein letztes Mal Schneeanker.


Chopicalqui

Freitag 14. Juni
Heute haben wir zur Abwechslung mal wieder den Wecker gestellt, obwohl wir eigentlich keinen großen Stress haben. Im Hostel gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Die Rucksäcke sind bereits gepackt, wir müssen nur noch unser restliches Gepäck organisieren und verstauen, was wir zurücklassen. Danach geht es zum Abfahrtspunkt des Colectivo in Richtung Yungay. Auf dem Weg hole ich mir noch schnell ein paar Brötchen. Am Abfahrtspunkt will uns mal wieder jeder Fahrer mitnehmen, und die Anbieter streiten sich regelrecht darum, wer uns transportieren darf. Schließlich steigen wir in einen Hiace und fahren etwa anderthalb Stunden nach Yungay. Dort angekommen, wird uns sofort die nächste Mitfahrgelegenheit angeboten. Wir wollen allerdings erst noch etwas essen, fixieren aber trotzdem mit einem Fahrer unsere Abfahrt in einer Stunde. Im Hotel Alpamayo gönnen wir uns eine ordentliche Portion Pommes mit Pollo-Salat und ein Stück Kuchen. In der Zwischenzeit versucht ein anderer Peruaner, uns eine Fahrt zum Chopicalqui anzudrehen. Fun Fact: Sein Toyota hat an allen vier Rädern jeweils nur drei Radmuttern. Wir überlegen kurz, das günstigere Angebot anzunehmen, entscheiden uns dann aber dagegen, da wir bereits eine Abmachung getroffen haben. Die Peruaner sind uns bisher immer mit viel Vertrauen entgegengekommen, und wir wollen das nicht ausnutzen. Als wir vom Restaurant zum Busbahnhof aufbrechen wollen, taucht unser Fahrer schon auf, holt uns direkt am Restaurant ab und bringt uns zu seinem Fahrzeug. In einem Kleinbus geht es etwa zwei Stunden auf Schotterstraßen den Berg hinauf in Richtung Osten. Am Einstiegspunkt unseres Trails angekommen, beginnt es leicht zu regnen. Wir lassen uns davon nicht entmutigen und starten die Wanderung zum Basecamp. Glücklicherweise hört der Regen bald auf, und wir können unsere Zelte im Trockenen aufbauen. Kaum stehen die Zelte, fängt es jedoch wieder an zu regnen. Wir verkriechen uns in unsere Schlafsäcke und verbringen einige Stunden liegend und schlafend, bis es endlich aufhört. Anschließend kochen wir Pasta mit Avocado, doch kurz darauf geht es schon wieder zurück ins Zelt. Gegen 18 Uhr liegen wir in unseren Schlafsäcken und warten darauf, dass es dunkel wird und wir endlich einschlafen können. Leider fühle ich mich immer noch angeschlagen.

Samstag 15. Juni
Pauli geht es heute leider nicht gut. Was für eine fürchterliche Nacht. Ich habe kaum geschlafen, meine Nase und mein Hals sind komplett mit Schleim blockiert. Wir bleiben bis fast 10 Uhr im Zelt liegen, in der Hoffnung, dass uns irgendwann die Sonne herauslockt. Erst sieht es vielversprechend aus, doch dann ziehen wieder Wolken auf. Ich bekomme mein Frühstück kaum runter, alles ist mühsam. Schließlich entscheide ich mich, wieder abzusteigen – so macht das keinen Sinn. Auf 5000 m hält sich die Regeneration in Grenzen. Meine Glieder schmerzen, ich vermute, dass ich Fieber habe. Ich packe meinen Rucksack, lasse alles zurück, was die Jungs noch gebrauchen könnten, und mache mich auf den Weg nach unten. Bis zur Straße ist es nicht weit, und ich hoffe, per Anhalter mitfahren zu können. Doch es kommt ewig kein Auto. Also laufe ich die Straße entlang bergab. Etwa fünf Kilometer weiter unten befindet sich der Startpunkt einer beliebten Tageswanderung. Dort stehen ein paar Busse, die mich hoffentlich nach Huaraz mitnehmen können. Schlussendlich laufe ich den gesamten Weg hinunter, weil einfach kein Auto kommt. Es ist anstrengend. Ich kann mir nicht vorstellen, heute auch nur einen einzigen Meter bergauf zu gehen. Ich mache mit dem ersten Busfahrer, den ich finde, einen Deal: Für 30 Soles nimmt er mich mit nach Huaraz. Einziges Problem – er fährt erst in zwei Stunden. Das ist mir aber egal. Ich will nur ankommen, mich hinsetzen und niederlegen. Während der zwei Stunden, in denen ich die Straße hinuntergelaufen bin, ist niemand vorbeigekommen, der mich hätte mitnehmen können. Warum sollte sich das jetzt ändern? Naja, vielleicht hätte ich dem Fahrer nicht sofort mein Geld geben und meinen Rucksack verladen lassen – zwei, drei Möglichkeiten hätte es in der Zwischenzeit schon gegeben. Aber so ist es jetzt. Ich nutze die Wartezeit zum Schlafen und Nachdenken. Am Ende verliere ich die Geduld. Der Busfahrer hatte mir gesagt, dass er um 14:30 Uhr nach Huaraz zurückfährt. Mittlerweile ist es 15:30 Uhr, und noch nicht ein einziger Mensch von seiner Tour ist zurück am Bus. Ich erinnere mich an Maltes Erzählung, dass bei diesen Touren immer eine feste Rückkehrzeit ausgemacht wird – und die Leute dann gemütlich drei Stunden später auftauchen. Ich habe keine Lust mehr zu warten, steige aus dem Bus, schnappe mir meinen Rucksack und halte den nächsten Kleinbus an, der in meine Richtung fährt. Für 20 Soles komme ich zumindest nach Yungay. Dort angekommen, werde ich sofort von Fahrern umringt, die Fahrten nach Huaraz anbieten. Ich steige ins nächste Colectivo – noch einmal etwa zwei Stunden Fahrt. Ich bin völlig fertig. Sogar das Sitzen ist mühsam. Ich will nur noch liegen und schlafen. Auf dem Weg schreibe ich Will, unserem Hostelhost, eine WhatsApp, ob er ein Bett für mich hat, da wir eigentlich erst für Montag zurück angemeldet sind. Er schreibt: „Claro, Amigo!“ Ein Glück. Endlich komme ich in Huaraz an. Ich laufe bzw. schleppe mich zum Hostel. Will hat sogar ein Einzelzimmer mit Doppelbett für mich. Besser geht es nicht. Ich stelle meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers und falle komplett erschöpft ins Bett.


Gesund werden und Abreise

Sonntag 16. Juni – Dienstag 18. Juni
Schlafen, schlafen, schlafen. Ich tue nur das Nötigste und versuche, wieder fit zu werden. Am Montag kommen Malte und Dominik zurück. Sie haben sich auf falsche Infos verlassen und mussten deshalb ebenfalls auf den Gipfel des Chopicalqui verzichten. Das Wetterfenster ist vorbei, und unsere Zeit läuft aus.

Mittwoch 19. Juni
Ich bin wieder einigermaßen fit, heute ist unser letzter Tag in Huaraz. Wir gehen noch einmal gemeinsam ausgiebig essen. Dominik und ich verkaufen einen Teil unseres Equipments. Er bekommt noch ein paar Euro für sein kaputtes Zelt und freut sich, seinen extrem warmen Schlafsack loszuwerden, da er ihn in Österreich nicht mehr braucht. Ich verkaufe meine Steigeisen, Lawinenschaufel, Eisgeräte, meinen Gurt und weitere Kleinteile. In Peru gibt es keinen Importeur für Bergsportausrüstung, und ein Kauf aus dem Ausland ist extrem teuer, da neben dem Kaufpreis hohe Versand- und Zollkosten anfallen. Dementsprechend wird uns das Material quasi aus den Händen gerissen – wir verkaufen verlustfrei und zaubern den einheimischen Bergführern und Agenturbetreibern ein Lächeln ins Gesicht. Überwältigt von der Gastfreundschaft unseres Hostelhosts Will, schenke ich ihm meine Bergschuhe, Scarpa Ribelle Tech – für ihn ein wahrer Schatz. Ich freue mich darüber und werde nie vergessen, wie sehr er zu unserem großartigen Aufenthalt beigetragen hat. Will organisiert uns einen Fahrer zum Busbahnhof, die letzte Stunde vor der Abfahrt verbringen wir gemeinsam mit seiner Frau und anderen Hostel Gästen. Es gibt Schnaps, und es werden noch einmal rührende Gespräche geführt. Am Busbahnhof angekommen, haben wir natürlich mal wieder viel zu viel Gepäck dabei. Der Angestellte des Busunternehmens nimmt es gelassen, hebt beim Wiegen unser Gepäck so lange an, bis das Gewicht passt, und wünscht uns eine gute Reise. Der Bus fährt über Nacht zurück nach Lima, und ich verbringe fast die gesamte Fahrt schlafend.

Donnerstag 20.Juni
In Lima angekommen, fahren wir mit einem Taxi zu einem Airbnb in der Nähe des Flughafens, wo wir unsere letzte Nacht in Peru verbringen werden. Wir kommen in einer eher ungemütlichen Gegend an und stehen vor einer Tür, die mit einem Eisengitter verrammelt ist. Auf Klingeln und Anrufe reagiert leider niemand, und wir überlegen schon, uns auf den Weg zu einer anderen Unterkunft zu machen. Nach einer Weile öffnet sich jedoch die Tür, und ein total sympathischer (und verschlafener) Peruaner steht vor uns und lässt uns hinein. Wir lassen unser Gepäck in der Unterkunft, fahren mit einem Taxi frühstücken und anschließend in die Innenstadt. Malte und Dominik wollen noch einmal surfen, während ich eher Lust auf Kultur habe. Zuerst besuche ich die Kunstsammlung, danach erkunde ich ein Viertel mit vielen offenen Ateliers. Ich lasse mich treiben und schaue überall mal rein. Am frühen Nachmittag fahren wir zurück zur Unterkunft. Von dort aus laufen wir ein paar Blocks zu einem Fischrestaurant, um endlich noch eine Portion Ceviche zu probieren. Auf dem Weg werden wir von ein paar Kids als „Americans“ begrüßt – ihrer Reaktion nach zu urteilen, sind wir definitiv nicht in einem Touristenviertel untergekommen. Malte kauft noch einmal maximal viel Inka Cola zum Mitnehmen am nächsten Imbiss.

Freitag 21.Mai
Unser Airbnb-Host bringt uns früh am Morgen zum Flughafen – ein super Service, denn so müssen wir uns nicht noch einmal um ein Taxi kümmern, das hoffentlich groß genug für unser ganzes Zeug ist. Unser Fahrer erzählt uns ganz euphorisch, wie man in Peru bei einem Verkehrsunfall reagieren sollte: „Just say ‚I don’t have money, and I don’t have insurance.‘ Keep repeating it as long as possible, and eventually, everyone will go home empty-handed. This is how it goes here and the reason why every car looks half broken…“ Am Flughafen gebe ich meine letzten Soles für Frühstück aus, und dann geht es ab zum Flug.

Samstag 22.Mai
Ankunft in München. Wir werden zu meinem Auto gebracht – Überraschung: Die Batterielampe leuchtet. Ich vermute, dass die Lichtmaschine den Monat Standzeit nicht überlebt hat. Wir fahren, solange die Batterie hält, und kommen damit fast bis nach Vomp zu Dominiks Zuhause. Auf einer Raststätte bauen wir noch meine Zweitbatterie von hinten nach vorne ein, und weiter geht die Fahrt. Wir schaffen es nach Vomp und schließlich nach Innsbruck und beenden damit unsere Reise. Ein paar Tage später wechsle ich die Lichtmaschine gegen eine neue, und der Alltag beginnt wieder von vorne.

Danke Dominik fürs Bild: Ich vorm Tocclaraju
Danke Dominik fürs Bild: Ich auf der Abfahrt vom Copa Norte

Alle Bilder aus diesem Beitrag wurden von mir mit einer Fujifilm X100V oder einem IPhone SE erstellt.

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